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13.01.2023
Patienten stehen immer häufiger vor verschlossenen Türen. Das Netz der wohnortnahen Apotheken wird dünner. Der Trend hält seit 23 Jahren an.
Düsseldorf. Die Bedingungen für Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken sind alles andere als optimal – viele finden, gerade auf dem Land, keine Nachfolger. Die Bereitschaft, eine Apotheke neu zu eröffnen oder zu übernehmen, wirkt so gering wie nie. Das geht aus den jüngsten Zahlen der Apothekerkammer Nordrhein hervor. Seit 1999 setzt sich der Trend fort, dass im Kammerbezirk (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) Jahr für Jahr mehr Apotheken schließen als neue eröffnen. „Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren. Das hat Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Unser dichtes Netz bekommt Löcher, das darf so nicht weitergehen“, fordert Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein.
„Die Floskel vom Apothekensterben – jedes Jahr dieselbe Leier, aber es ändert sich einfach nichts“, ärgert sich der Kammerpräsident. Die Politik müsse endlich gegensteuern. Die Situation für künftige Selbständige müsse dringend verbessert werden. „Es muss sich wieder lohnen, eine Apotheke zu übernehmen.“ Eine immer mehr um sich greifende Bürokratie, das jüngste Spargesetz der Bundesregierung, akuter Fachkräftemangel und katastrophale Liefer- und Versorgungsengpässe bei Medikamenten und Wirkstoffen machen den Inhaberinnen und Inhabern öffentlicher Apotheken das Leben schwer.
42 Apotheken weniger als zu Beginn vergangenen Jahres – so die besorgniserregende Botschaft beim Blick in die jüngste Statistik: 53 Schließungen stehen nur elf Neueröffnungen gegenüber. Einzig in der Kreisstelle Viersen ist der Saldo positiv (1 Eröffnung, keine Schließung). Schlechter sieht es im Erftkreis (-7), in Düsseldorf (-6) und Köln (-5) aus. Die Apothekendichte ist in Bonn am größten, wo eine Apotheke durchschnittlich 3.653 Menschen versorgt, im Durchschnitt sind es 4.772 Einwohnerinnen und Einwohner in Nordrhein. Ähnlich gut versorgt wirken demnach Düsseldorf, Krefeld und die Städteregion Aachen. Wer auf die Zahlen schaut, könnte annehmen, dass die Menschen in Düren, Duisburg, Wuppertal und Kleve schlechter versorgt sind. In Remscheid müssen sich 6.259 Patienten eine Apotheke teilen. „De facto kann das aber ganz anders aussehen“, so Dr. Hoffmann, „denn gerade auf dem Land müssen viele Menschen weitere Wege zur nächsten Apotheke in Kauf nehmen.“
Gerade für den Nacht- und Notdienst hat die sinkende Zahl der Apotheken Konsequenzen: Auch hier werden die Wege für Patientinnen und Patienten in Einzelfällen länger. „Noch können wir die flächendeckende Versorgung sicherstellen. Setzt sich der Trend über die nächsten Jahre fort, müssen wir wohl umdenken“, befürchtet der Kammerpräsident.
Liefer- und Versorgungsengpässe, Corona, Impfstoffe – die Situation für die Teams in den Apotheken ist fordernd wie nie. „Und dennoch gelingt es meinen Kolleginnen und Kollegen, den PTA, PKA, Boten und allen, die sich für die dezentrale Versorgung stark machen, noch jedes Problem zu lösen. Sie leisten hervorragende Arbeit, jede und jeder einzelne von ihnen“, dankt der Kammerpräsident. „Auch und gerade in der Krise sind die über 2.000 Apotheken in unserem Kammerbezirk für die Menschen da, seien die Umstände auch noch so widrig. Auf die Apotheke vor Ort können sich die Menschen verlassen.“
Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts Trägerin der berufsständischen Selbstverwaltung der Apothekerinnen und Apotheker, die in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf arbeiten oder leben. Sie vertritt die Interessen der über 11.800 Kammerangehörigen, die in öffentlichen Apotheken, Krankenhäusern, Wissenschaft, Industrie und Verwaltung oder bei der Bundeswehr tätig sind. Die Apotheke vor Ort übernimmt eine hoheitliche Aufgabe: die sichere, vom Heilberuf getragene, wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arznei- und Hilfsmitteln, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.
In der Spalte „Apotheken 31.12.2022“ ist die Anzahl der aktuell vor Ort vorhandenen öffentlichen Apotheken angegeben. Unter „Neue Apotheken“ finden Sie die Zahl der neu eröffneten Apotheken zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 31. Dezember 2022, gleiches gilt für die Schließungen und den sich so ergebenden Saldo. Die Apothekendichte gibt die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner pro Apotheke an. Zur Einschätzung der langfristigen Entwicklung stellen wir in den letzten beiden Spalten die Zahlen von vor fünf und vor zehn Jahren zur Verfügung.
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