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Gemeinsam stark für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit

Kammern bündeln Konzepte und vereinheitlichen Curricula

Zwölf AMTS-aktive Kammern treten künftig gemeinsam als ATHINA-Verbund auf

Seit beinahe zehn Jahren führen die Landesapothekerkammern mit teils unterschiedlichen Schulungskonzepten erfolgreich Qualifizierungen im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) durch. ATHINA (ArzneimittelTHerapiesicherheit IN Apotheken) und das Ausbildungsapothekenkonzept Apo-AMTS sind die federführenden Qualifizierungskonzepte, die seit 2012 maßgeblich dazu beitragen, die Medikationsanalyse / das Medikationsmanagement in öffentlichen Apotheken zu etablieren und Apothekerinnen und Apotheker auf ihrem Weg dorthin zu begleiten. Auch das aus dem ABDA-KBV-Konzept entwickelte Modellvorhaben ARMIN in Sachsen und Thüringen hat sich die Implementierung des Medikationsmanagements, hier gemeinsam mit den Ärzt*innen, auf die Fahnen geschrieben.

Schon immer bestand eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowohl der ATHINA-Kammern untereinander als auch mit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), die das Konzept Apo-AMTS umsetzt. „In gemeinsamen Treffen haben wir immer wieder zielorientiert an der Weiterentwicklung der Konzepte gearbeitet“, sagen Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein und Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Mit der Zeit entstand die Überlegung, die beiden Schulungskonzepte zu vereinheitlichen, um effizienter auftreten zu können.

„Mit Blick auf die Planungen rund um das Thema ‚Pharmazeutischen Dienstleistungen‘ und die zukünftigen Herausforderungen im Bereich der AMTS galt es, die gute Zusammenarbeit zu stärken, um gemeinsam als Verbund AMTS-aktiver Kammern auf berufspolitischer Bundesebene und auch gegenüber den Leistungserbringern aufzutreten und mitgestalten zu können“, erklären die Präsidentinnen und Präsidenten der beteiligten Kammern. Vor diesem Hintergrund haben die AMTS-aktiven Kammern eine Zusammenführung der beiden AMTS-Konzepte ATHINA und Apo-AMTS beschlossen. In gemeinsamen Gesprächen wurde herausgearbeitet, welche Anpassungen in den Curricula der beiden AMTS-Konzepte hierzu erforderlich sind. Diese haben Anklang in allen beteiligten Kammern gefunden und wurden durch entsprechende Vorstandsbeschlüsse bestätigt.

ATHINA wurde im Jahr 2012 ursprünglich von der Apothekerkammer Nordrhein entwickelt. Über die Jahre kamen zehn weitere Kammern hinzu: Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Bayern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und das Saarland (hier genannt in der Reihenfolge des Beitritts).

Das Apo-AMTS-Konzept wurde ab 2011 von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe in Kooperation mit den Professoren für Klinische Pharmazie der Universitäten Münster (Prof. Dr. Georg Hempel), Düsseldorf (Prof. Dr. Stephanie Läer) und Bonn (Prof. Dr. Ulrich Jaehde) entwickelt. Seit September 2012 bietet die AKWL an, den Status „Ausbildungsapotheke“ bzw. „AMTS-qualifizierte Apotheke“ zu erlangen. An der Universität Münster nimmt eine von der Kammer finanzierte AMTS-Koordinatorin eine zentrale Rolle innerhalb des Lehr- und Versorgungsforschungskonzepts ein. Bewusst richtet sich Apo-AMTS nicht nur an die Pharmazeut*innen im Praktikum, sondern bezieht die ausbildenden Apotheker*innen mit ein.

Ganz im Sinne des im Jahr 2014 erstmals beschlossenen und am 13. Januar 2022 in überarbeiteter und aktualisierter Fassung von der ABDA verabschiedeten Perspektivpapiers „Apotheke 2030“ sind die ATHINA-Apothekerinnen und -Apotheker bestens gerüstet und bereit, im therapeutischen Team ihre Aufgabe und Verantwortung zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit von Patientinnen und Patienten zu übernehmen.


Hintergrund: Medikationsanalyse und -management
Auf Grund von Polymedikation und Multimorbidität sind moderne Arzneimittelregime in den letzten Jahren immer komplexer geworden. Mit der Zunahme der Komplexität steigt jedoch auch die Gefahr von Arzneimittelrisiken für die Patient*innen. Es ist somit notwendig, im Sinne der Patient*innen die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu stärken. Ein wichtiges Instrument für mehr AMTS ist die Medikationsanalyse bzw. das kontinuierliche Medikationsmanagement, welches laut der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) auch explizit zu den pharmazeutischen Tätigkeiten zählt.

Bei der ATHINA-Qualifizierung werden grundlegende Kenntnisse im Bereich Arzneimitteltherapiesicherheit ebenso vermittelt wie eine strukturierte Vorgehensweise zur Durchführung einer erweiterten Medikationsanalyse. Wer das entsprechende Zertifikat erlangt, kann qualitätsgesichert Medikationsanalysen nach der Leitlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) in der Apotheke durchführen.

Die beiden bisher bestehenden Schulungskonzepte sehen eine duale Strategie in Form einer theoretischen und einer praktischen Ausbildung vor. Die erste Säule besteht aus der Wissensvermittlung und der Auffrischung pharmakologisch relevanter Inhalte im Zusammenhang mit Aspekten der Arzneimitteltherapiesicherheit. Außerdem wird den Teilnehmer*innen das systematische und strukturierte Vorgehen bei einer Medikationsanalyse vermittelt, basierend auf dem Curriculum „Medikationsanalyse als Prozess“ der BAK. Die zweite Säule der Qualifizierung umfasst die Praxisphase, in der die Apotheker*innen durch Koordinator*innen und Tutor*innen begleitet und fachlich unterstützt die praktische Durchführung von Medikationsanalysen in ihren Apotheken an echten Patientenfällen üben. „Dazu sprechen die Kolleginnen und Kollegen geeignete Patient*innen in der Apotheke an und führen Medikationsgespräche nach der Methodik des Brown Bag Reviews durch“, berichtet eine ATHINA-Koordinatorin zum Hintergrund.

Gemeinsam mit den Patient*innen findet eine ausführliche systematische Analyse aller Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sowie eine Besprechung arzneimittelbezogener Probleme und deren Lösungen statt – mit dem Ziel, den Patientinnen einen überprüften und aktuellen Medikationsplan auszuhändigen. Dabei ist die interprofessionelle Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten ausdrücklich erwünscht. Die in der Ausbildungsphase bearbeiteten und dokumentierten Fälle werden von Koordinator*innen und Tutor*innen überprüft und reflektiert, um einen bestmöglichen Lernerfolg für die zukünftigen AMTS-Manager zu erzielen. „Durch die intensive und praxisnahe ATHINA-Schulung fühlte ich mich sicher, später eigenständig meine Ergebnisse mit dem Arzt zu besprechen“, so eine Teilnehmerin.

Das alles hat ein Ziel: mehr Arzneimitteltherapiesicherheit für die Patient*innen!

Der starke Verbund aus insgesamt zwölf AMTS-aktiven Kammern tritt künftig unter ATHINA auf:

Zu sehen ist eine Landkarte mit Bundesländern bzw. Kammergebieten, in denen ATHINA etabliert ist.
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