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Blutwerte der Apotheken, Ehrungen, Haushalt und breiter Austausch bei der Kammerversammlung

16.11.2022

Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Ärzten wurde mehrfach betont

Düsseldorf. Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit der freien Heilberufe Arzt und Apotheker spiegelte sich gleich zu Beginn der Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein wider. Der Arzt Dr. Thomas Menn und die Ärztin Dr. Claudia Kaufhold hatten in den vergangenen Monaten tausende Apothekerinnen und Apotheker in 112 Impf-Schulungen auf diese neue Tätigkeit vorbereitet. Dafür wurden sie mit der Silbernen Ehrennadel der Apothekerkammer Nordrhein ausgezeichnet. Beide betonten, dass sie voll hinter dem Thema stehen: „Es ist gut, dass man sich auch in Apotheken impfen lassen kann.“ Für ihre jahrzehntelangen Verdienste um den Berufsstand wurde Apothekerin Annette van Gessel die Ehrengabe verliehen.

Die Delegierten der Apothekerkammer Nordrhein stimmen den Haushalt für 2023 ab.
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In seiner Keynote analysierte Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, die wirtschaftliche Lage der Apotheken, auf die „Blutwerte von Apotheken“. In seinem Vergleich des ersten Halbjahrs 2022 mit dem zweiten Halbjahr 2021 ist der GKV-Umsatz wie erwartet um 7,3 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei aber der HV-Umsatz gesungen. Nur hier ließen sich aber normale, einzelhandelsübliche Margen erzielen. „Wir können dabei zusehen, wie Apotheken ein margenintensiver Umsatz weggenommen wird“, erklärte Dr. Diener. Der Rohertrag sank um 9,5 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Kosten um vier Prozent. Diese Entwicklung werde sich im zweiten Halbjahr noch verstärken, schätzte der Branchenexperte.

Er sprach zudem von einer apothekenspezifischen Inflation. „Sie gleicht einer Zangenschere aus Wareneinsatz und Betriebskosten, die richtig kneifen kann“, brachte es der Branchenkenner auf den Punkt. Allein seit dem Jahr 2019 sei es zu einer Teuerungsrate von mehr als zehn Prozent gekommen. Gleichzeitig steige das unternehmerische Risiko. „Hochpreiser waren früher selten, werden nun immer mehr zum Normalfall“, sagte Diener. Das habe gravierende Folgen. Die Probleme werden nicht aufhören, prophezeite er.

Deutschlandweit geht der Experte von 400 Apothekenschließungen pro Jahr aus. Die dann einsetzende Verschiebung der Umsätze – hin zu anderen, lokalen Apotheken – sieht der Fachmann als Risiko für die Branche. Die Politik erhalte das heimtückische Signal, sich auf die vermeintlichen Umsatzsteigerungen ausruhen zu können. In Wahrheit werde sich die Lage aber immer weiter verschärfen. Eine Abwärtsspirale drohe, die so aus Zahlen kaum zu erkennen sei.

Nach einem umfassenden rechtlichen Update von Justiziarin Dr. Bettina Mecking und Impulsvorträgen von Dr. Constanze Schäfer und Apothekerin Alexandra Barthel zum Thema Nachwuchs blickte Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann auf aktuelle Herausforderungen im Bereich der Standespolitik zurück.

Auf dem Bild ist der Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann zusehen, der am Podium steht

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Eindrücke der Kammerversammlung

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Nach der Verabschiedung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes und der damit verbundenen Erhöhung des Apothekenabschlags fürchtet der Präsident eine Demotivation in ohnehin schon turbulenten Zeiten. Dieses Gesetz habe das Potential, die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln zu gefährden. Optimistischer zeigte sich Dr. Hoffmann hinsichtlich der Übernahme der SARS-CoV-2 Arzneimittelversorgung in die Regelversorgung. Rabattverträge, Bürokratieabbau – hier erwartet der Präsident schon bald entsprechende Änderungen im Sozialgesetzbuch V.

Zugleich nutzte Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann die Gelegenheit, bei der Kammerversammlung an den eigenen Berufsstand zu appellieren: „Bilden Sie aus – PKA, PTA, PhiPs! Bitte führen Sie in Ihren Apotheken die Pharmazeutischen Dienstleistungen ein! Bitte beteiligen Sie sich am Impfen in den Apotheken! Jede Apothekerin, jeder Apotheker, jede Apotheke unterstützt auf ihre Weise die berufspolitische Arbeit von Kammern und Verbänden. Gemeinsam sind wir stark.“

Der Haushaltsplan der Kammer, der Einnahmen und Ausgaben in Höhe von knapp neun Mio. Euro umfasst, wurde einstimmig von den Delegierten genehmigt. Zu den Berichten aus den Ausschüssen ergaben sich keine Rückfragen, einzig der Appell eines Delegierten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit: „Ich bin gerne Apotheker, es gibt keinen schöneren Beruf. Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Kolleginnen und Kollegen, aber auch PKA und PTA, mit einer positiven und optimistischen Grundhaltung Inhalte im Internet teilen würden. Nörgeln und meckern bringt uns nicht weiter. Hier bei der Kammerversammlung oder auch beim Deutschen Apothekertag können wir kontrovers diskutieren. Diese Diskussionen wirken nach außen manchmal wie Streit. Dass es immer um die Sache geht, geht dabei schnell unter. Es ist wichtig, nach außen mehr Geschlossenheit zu zeigen.“ Ein schöneres Schlusswort konnte sich auch Präsident Dr. Hoffmann nicht vorstellen.

Über uns: Apothekerkammer Nordrhein

Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts Trägerin der berufsständischen Selbstverwaltung der Apothekerinnen und Apotheker, die in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf tätig sind. Sie vertritt die Interessen der über 11.800 Kammerangehörigen, die in öffentlichen Apotheken, Krankenhäusern, Wissenschaft, Industrie und Verwaltung oder bei der Bundeswehr tätig sind. Die Apotheke vor Ort übernimmt eine hoheitliche Aufgabe: die sichere, vom Heilberuf getragene, wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arznei- und Hilfsmitteln, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.